Danger Dan – „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“: Ein provokatives Meisterwerk

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Na, kann denn das erlaubt sein? Die Frage, die man sich bei seinem neuen Song durchweg stellen mag, beantwortet Danger Dan in „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ bereits im Titel. Klar und deutlich nennt er 4 Personen des öffentlichen Lebens und stellt diese durch geschickte Wortspielereien an den Pranger, wirft ihnen rechtsextremistische Ansichten vor und verlautet (in-)direkte Morddrohungen.

Der neue Track der Düsseldorfer Antilopen Gang polarisiert; die Community ist mehr als begeistert, regelrecht euphorisiert über den Mut, auf eine solche Weise klaren Standpunkt zu beziehen. Und in den Medien kommt mal wieder die Frage auf, ob und welche Konsequenzen für Texte dieser Art geltend gemacht werden können. Ist hier tatsächlich „alles von der Kunstfreiheit gedeckt“?

Wer ist Danger Dan eigentlich?

Der Aachener Rapper Danger Dan (Daniel Pongratz) hat mit seinem neuen Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ provokative Statements gegen die Neue Rechte gesetzt, Personen wie Alexander Gauland eindeutig als Nationalsozialisten betitelt und Jürgen Elsässer den Mord mit Pfeil und Bogen angedroht.

Das alles macht Danger Dan mit einer derartig rhetorischen Geschicklichkeit, dass die Ansichten, die er im Song äußert, keine rechtmäßigen Auswirkungen auf ihn nehmen sollten. Schon in der Vergangenheit machte Danger Dan klare Aussagen, was seine linkspolitischen Anschauungen angeht, die er insbesondere auch durch seine Eltern mitbekommen haben soll.

Bereits auf seinem ersten Soloalbum Coming Out setzte er sich unter anderem mit Antisemitismus auseinander. In mal mehr und mal weniger sarkastischen und provokativen Liedern steht er für Gleichberechtigung ein und spricht sich klar gegen Sexismus und Frauenhass generell, aber vor allem im Hip Hop, aus. So zum Beispiel im Lied „Sand in die Augen“.

Die Antilopen Gang steht für politischen Rap

Schon während seiner Solokarriere war Danger Dan bekannt für gesellschaftskritische Texte. Richtig politisch wurde es dann aber mit der Gründung der Düsseldorfer Rap-Crew Antilopen Gang im Jahr 2009. Zusammen mit den Künstlern Koljah und Panik Panzer begeistern die 3 Anti-Rapper ihre große Fangemeinde bis heute.

Mit Song- und Alben-Titeln wie „Beate Zschäpe hört U2“, „Anti Alles Aktion“, „Anarchie und Alltag“ und „Anführer deiner Feinde“ sollten die politischen Ansichten der Gruppe bereits deutlich werden; oft auch als linksextreme Punkband betitelt und wahrgenommen, sorgen die 3 Freunde immer wieder für Furore im Rap-Game.

Die sarkastisch-provokativen Texte kommen vor allem bei der jungen Generation gut an. Live-Auftritte sind ausgebucht, das Publikum stets von den Socken, die Öffentlichkeit teils ebenso begeistert, teils empört. Mit einer Mischung aus Intellekt und Aggressivität scheint die Antilopen Gang den Zeitgeist und die Ansichten vieler zu treffen.

Worum geht’s? Danger Dan’s neuer Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“

Das im März 2021 veröffentlichte Klavier-Solo „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von Danger Dan (Antilopen Gang) wirft erneut die umstrittene Frage der öffentlichen Meinungsäußerung gegenüber bestimmten Personen und Personengruppen auf. Seit Jahren streiten sich Öffentlichkeit, Justiz und Künstler darüber, was man sagen darf und ab welchem Punkt das hohe Gut der Kunstfreiheit überschritten wird.

Wie man bereits am Titel erkennt, spricht der Song von Danger Dan genau dieses Problem an; durch die meisterhafte Wortwahl und die grammatikalischen Tricks bewegt sich der Künstler genau am Rande der Kunstfreiheit. Diesen Bereich betitelt er im Song immer als „Grauzone“:

„Juristisch wär die Grauzone erreicht, Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht, Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt, Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, heißt es im Refrain des Songs.

Diese Grauzone nutzt Danger Dan, um seine Abneigung gegenüber Alexander Gauland, Jürgen Elsässer, Götz Kubitschek und Ken Jebsen auszudrücken. Allesamt Personen, die der Neuen Rechten angehören und in den letzten Jahren immer wieder durch rechtsextreme Aussagen und Taten auffielen, die im Nachhinein meist zurückgezogen oder bagatellisiert wurden. Ein „Stilmittel“, welches auch Danger Dan durchweg in seinem Song nutzt.

Was ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt? Das Urteil eines Anwalts

Auf dem YouTube-Kanal Kanzlei WBS reagiert Anwalt Christian Solmecke auf das neue Release und betrachtet dieses durch das Auge der Justiz. Da es juristisch keine „Grauzone“ gäbe, analysiert Solmecke nahezu jede Zeile einzeln und gibt – Spoiler-Warnung – am Ende ein rechtliches Go für den Song.

Schon der anfänglich genutzte Konjunktiv sei von Danger Dan offensichtlich mit Bedacht gewählt („Also jetzt mal ganz spekulativ, Angenommen, ich schriebe mal ein Lied, In dessen Inhalt ich besänge, dass ich höchstpersönlich fände, Jürgen Elsässer sei Antisemit“). Zwar geht der Künstler direkt in die Vollen, jedoch könne die stetige Nutzung des Konjunktivs laut Anwalt abschwächend auf seine Aussagen und Meinungen wirken.

In der zweiten Strophe des Songs spannt Danger Dan „einen Bogen“ zum kritisierten Verleger Kubitschek. Die doppeldeutig wirkende Aussage wird durch die letzten 2 Zeilen der Strophe sehr eindeutig („Und damit meinte ich nicht nur die rhetorische Figur, sondern das Sportgerät, das Pfeile schießen kann“). Auch hier sei laut Anwalt keine eindeutige Morddrohung ausgesprochen. Es handle sich lediglich um einen Ausdruck der Abneigung, welcher im Kontext zum verwendeten Konjunktiv und den vorherigen Zeilen betrachtet werden muss.

Auch die folgende Äußerung, Gauland sei ein Reptiloid, bewertet Anwalt Solmecke als Kunstfreiheit, welche in Artikel 5 des Grundgesetzes als eines der wichtigsten Grundrechte geregelt wird. Der folgende Aufruf, die Welt von Faschisten zu befreien und diese zurück in ihre Löcher zu prügeln, sei laut Anwalt ebenfalls ein zu unspezifischer Aufruf zu Gewalt und nicht als Kollektivbeleidigung gegen Faschisten zu bewerten.

In der dritten Strophe des Tracks beschreibt Danger Dan einen vermeintlichen Rechtsstreit zwischen der Antilopen Gang und dem Aktivisten Ken Jebsen. Obwohl dieser in der letzten Zeile als „lächerlicher Mann“ betitelt wird, ist der Vorwurf der Schmähkritik laut Anwalt ausgeschlossen, da die Wortwahl in den vorigen Zeilen begründet wurde.

Besonders kampflustig und provokant wird Danger Dan dann aber in der letzten Strophe; er selbst verlautbart, dass er ein Experiment wagen möchte und lässt daraufhin den Konjunktiv weg. Folgende Aussagen stehen im Raum: „Jürgen Elsässer ist Antisemit, Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen schieß‘, An Reptilienmenschen glaubt nur der, der wahnsinnig ist, Gauland wirkt auch eher wie ein Nationalsozialist“.

Es folgen weitere eindeutige Behauptungen zum Staat, zur Polizei und zum Verfassungsschutz, welche alle von Nazis durchsetzt seien. Auch hier verwendet Danger Dan keinen Konjunktiv mehr. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen und Regelungen zum „Nazi-Begriff“ könne es hier zum ersten Mal Schwierigkeiten geben, die Aussage als Kunstfreiheit zu decken, so Solmecke.

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